Ein guter Klang entsteht nicht erst im Mix, sondern bereits bei der Aufnahme. Vieles, was man bei der Aufnahme falsch macht, lässt sich später nur schwer wieder in der Nachbearbeitung glatt bügeln. Gerade als Anfänger in der Welt des Recordings gibt es viele potentielle Fehlerquellen. Damit du aber nicht gleich frustrierst aufgibst habe ich dir die 5 häufigsten Aufnahmefehler zusammen gefasst.
Mikrofon richtig ausrichten
Jedes Mikrofon besitzt eine Richtungscharakteristik. Diese ist bei den meisten Mikrofonen eine sogenannte Niere. Das bedeutet, auch wenn das Mikrofon auf beiden Seiten augenscheinlich gleich aussieht ist es nicht egal, von welcher Seite man rein rappt. Wenn nämlich die unempfindliche Seite nach vorne gerichtet hat klingt die Aufnahme stumpf und dazu auch noch hallig, weil mehr Schallreflexionen von der empfindlichen Seite aufgenommen wird, als von der unempfindlichen.
Fast alle Mikrofonhersteller haben deshalb eine Markierung auf der empfindlichen Seite des Mikrofons. Das Røde NT1-A* Mikrofon zum Beispiel hat einen goldenen Punkt. Andere Firmen, wie zum Beispiel Neumann, haben ihr Logo auf die Vorderseite gedruckt. Wenn du dir unsicher bist teste es einfach mal, welche besser klingt.
Zu nah am Mikrofon?
Ein Kondensatormikrophon, welches eher im Studio zum Einsatz kommt, ist im Gegenteil zu einem dynamischen Mikrofon, welches meist Live benutzt wird, wesentlich empfindlicher. Zu nah dran klingt deine Stimme tief und stumpf (Nahbesprechungseffekt) und bist du zu weit weg hast du zu viele Schallreflexionen deines Raumes mit auf der Aufnahme. Beides kann dazu führen, dass du später im Mix Probleme bekommst.
Den perfekte Abstand zum Mikrofon kannst du ganz einfach ermitteln. Nimm dazu einfach deine breitgefächerte Hand und messe damit den Abstand vom Mikrofon zu deinem Mund. Mit dieser einfachen Methode kannst du dir sicher sein, dass der Abstand nicht zu weit oder zu nah ist.
Warum zerrt die Aufnahme?
Zerren oder Übersteuern tritt oftmals nur bei sehr lauten Stellen oder einzelnen Silben auf und wird daher von vielen Anfängern erst gar nicht richtig wahrgenommen. Ein überstreun nennt man bei der digitalen Aufnahme “clippen”, da das Signal ab einem gewissen Pegel einfach nicht mehr vollständig aufgezeichnet wird. Zerren oder clippen kann auch als gezielter Effekt auf der Stimme genutzt werden, sollte dann aber in der Nachbearbeitung gemacht werden, da man so einfach mehr Kontrolle über den Klang hat.
Das Zauberwort um Übersteuern zu verhindern lautet Headroom. Headroom nennt man den Unterschied zwischen der lautesten Stelle der Aufnahme und 0db. In deinem DAW solltest du das ganz einfach anhand der Spitzenwertanzeige erkennen. Bei dem Bild oben ist das der kleine grüne Strich, welcher immer kurz an der lautesten Stelle des Signals kleben bleibt. Der Headroom deiner Aufnahme sollte im optimal Fall um die 6 db liegen.
Wie laut dein Mikrofon aufnimmt kannst du mit dem Gainregler am Mikrofoneingang deines Interfaces regeln. Die meisten Interface haben auch eine rote LED, die anzeigt, wenn etwas übersteuert. Ich empfehle dir aber dich lieber auf eine genaue dB Skala Anzeige zu verlassen, denn was die rote LED nicht anzeigt ist, wenn du dein Signal zu leise pegelst. Solltest du Probleme haben die richtige Stellung des Gainregler zu finden guck unbedingt nach, ob bei deinem Interface vielleicht die Funktion PAD eingestellt ist, oder dein Eingang auf Instrument steht. Die Pad und/oder Instrument Funktion ist dazu da ein zu lautes Signal von Anfang an um einen gewissen Pegel abzusenken.
Im Nachhinein kannst du deine Aufnahme nochmal optisch überprüfen, in dem du ein Blick auf die Waveform (Wellenform) wirfst. Wie in dem Bild solltest du bei den Spitzenpegeln nach unten und oben noch etwas Platz haben. Aber Vorsicht ist geboten einige Programme bieten auch die Möglichkeit die Waveform zum vereinfachten arbeiten zu vergrößern oder verkleiner. Dies kann dich glauben lassen, dein Signal sei zu leise oder übersteuert, obwohl das nicht der Fall ist. Am Ende solltest du dich immer auf deine Ohren verlassen.
Zu viel Raum auf der Aufnahme
Ebenfalls eine der 5 häufigsten Aufnahmefehler von Anfängern ist, dass das Mikrofon ungünstig platziert wird und so viele Schallreflexionen mit auf der Aufnahme landen. Du musst aber nicht gleich eine Booth bauen, um deine Aufnahme zu verbessern. Der beste und kostenlose Tipp ist und bleibt dein Mikrofon in den Kleiderschrank zu stellen. Selbst Cro sagt in seinem Song Erinnerung, dass er so angefangen hat seine ersten Songs aufzunehmen. Wichtig ist dabei nur, dass deine deine Sachen drin bleiben sollten, denn diese übernehmen die Schallabsorption.
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Essen, trinken und rauchen
Direkt vor und während der Aufnahme solltest du es vermeiden zu essen, zu rauchen und süße Getränke zu trinken. Auch wenn es viele Rapper zum Lifestyle dazugehört im Studio zu kiffen und/oder Alkoholische Getränke zu genießen rate ich dir davon ab, wenn du eine möglichst saubere Aufnahme erzielen möchtest.
Ich habe es schon so oft erlebt, dass ein Rapper bei mir im Studio stand und offensichtlich vorher eine dicke Tüte geraucht hatte um sich in Stimmung zu bringen. Was vielleicht gut auf deine vermeintliche Stimmung auswirkt, hat oft fatale Folgen für die Qualität der Aufnahme. Die Mundwüste sorgt für schmatzten und Störgeräusche bei der Aufnahme, welche nur schwer, bis gar nicht zu beseitigen sind. Zusätzlich sorgt Gras für eine verändertes Taktgefühl, was sich ebenfalls negativ auswirken kann.
Süße Speisen/Getränke und Kaffee zum Beispiel sind schleimbildend und sorgen damit für vermehrtes Schmatzten. Getränke mit Kohlensäure sorgen dafür, dass du aufstoßen musst, was ebenfalls negativ für die Aufnahme ist. Deshalb unsere Empfehlung Wasser oder Tee.
Vollgefressen solltest du auch nicht sein, denn das macht bekannter Maßen träge und müde. Das Kompliment von Hunger in der Stimme ist nicht einfach so daher gesagt!
Fazit
Nun kennst du also die 5 häufigsten Aufnahmefehler.Ein richtig guter Mix beginnt schon bei der Aufnahme. Auch der beste Toningenieur der Welt wird aus einer mittelmäßigen Aufnahme keinen guten Mix zaubern können. Durch den Artikel solltest du nun die häufigsten Fehlerquellen kennen und vermeiden können, sodass der perfekten Aufnahme nichts mehr im Wege steht. Falls du noch Fragen haben solltest schreib mir gerne per Mail oder Instagram.